„Das Rätsel der Hexer – Teil eins der Gorrae-Trilogie“

»Ich verachte Gewalt. Fast so sehr wie Verrat. Aber eben nur fast.«

Brennende Felder, schwarze Aschewolken, Tod und Verzweiflung – Gorrae droht das gleiche Schicksal wie seinem einzigen Nachbarland Annwyn. 

Das befürchtet jedenfalls Hexenmeister Fynx, der auf der Suche nach einem verschwundenen Kind direkt ins Visier der Urdämonen gerät. Um dem brutalen Treiben ein Ende zu setzen und seinen Lehrling zu beschützen, muss Fynx tief in die Intrigen der königlichen Burg eintauchen und Verbündete finden. Doch diese scheinen ebenso viele Geheimnisse zu hüten wie seine Feinde, – die bereits ganz in der Nähe sind. Kann ein rettendes Bündnis inmitten zahlloser Lügen noch gelingen, oder ist das letzte Land der Elfen und Alben dem Untergang geweiht? 

Der Kampf um Gorraes Schicksal hat längst begonnen. 

Buchcover von Katharina Hoppe – Limesdesign

Infernicus

Willkommen zurück in Gorrae!
Seit dem 18.10.2021 im Handel

Mein zweites Buch „Infernicus – unter schwarzen Wolken“ erzählt genau wie mein Debütroman aus dem Land Gorrae. Doch unterscheiden sich die beiden Bücher deutlich voneinander. „Die Lehre des Sanzibor“ ist ein romantisches Abenteuer, das zu einer Rundreise durch Gorrae einlädt, „Infernicus“ hingegen ist eine Geschichtensammlung.
Weshalb nicht Kurzgeschichtensammlung?
Ganz einfach. Wirklich kurze Geschichten sucht man hier vergeblich. Zum einen sind die fünf einzelnen Geschichten mindestens 12.000 Wörter lang, zum anderen zieht sich eine versteckte Handlung, ein verborgener roter Faden, durch das gesamte Buch und verknüpft den Infernicus zu einem komplexen Abenteuer.
Es wird düster, dämonisch und magisch. Und es gibt einige Rätsel zu lösen.

Den Klappentext zu schreiben erwies sich als wahre Herausforderung. Es hat mir geholfen, mich auf die Kernhandlung zu konzentrieren und einen Charakter in den Vordergrund zu rücken.

Hörprobe, gelesen von der Autorin

Hier zeige ich euch einige Zitate aus meinem „Infernicus“

Entstehung meines Debütromans

Mein Debütroman ist nicht das erste Buch, das ich geschrieben habe. Vor ihm habe ich eine Trilogie verfasst, die ebenfalls in Gorrae spielt. Hier möchte ich ein wenig davon erzählen, weshalb ich die Trilogie nicht zuerst veröffentlicht habe und weshalb ich mit dieser Entscheidung sehr glücklich bin.

Auch die Trilogie war nicht mein erster Versuch. Das Projekt „Wesp“, das vor Gorrae mein zweites zu Hause gewesen ist, war wohl mein erster richtiger Gehversuch mit Wörtern. Heute winde ich mich gequält beim Gedanken an die ungefähr dreißig Hauptpersonen und den verworrenen Plot, der düsterer war als alles, was ich bisher geschrieben habe. 
Ich denke mal, dass jeder Autor so ein Projekt hat oder hatte und es vielleicht auch braucht, um Erfahrungen zu sammeln. Als ich 2017 „Wesp“ abgebrochen habe, wollte ich mein nächstes Projekt unbedingt „professionell“ angehen. Ich habe viel Zeit mit dem Worldbuilding von Gorrae verbracht, Konzepte durchgezogen, Schreibseminare wahrgenommen, mich mit Charakterentwicklung beschäftigt und nicht die erstbeste Idee genommen, die mir in den Sinn kam. 

Wenn ich eine Schreibblockade habe, starte ich gerne ein neues Projekt und für mich funktioniert das sehr gut. „Sanzibor“ war ein solches Nebenprojekt, das ich begonnen hatte, als es mit der Trilogie nicht vorwärts ging. Eine Liebesgeschichte sollte es sein, denn ich wurde für mangelnde Liebe in meiner Trilogie kritisiert. Es gab natürlich Liebe, aber kaum eine war romantischer Natur und ich weigerte mich sie in irgendeiner Art „zu Ende“ zu bringen. Die Herausforderung gefiel mir und ich hatte großen Spaß beim Schreiben, denn ich kannte mich in Gorrae hervorragend aus. Die Regeln und Details, die ich mir beim Schreiben der Trilogie mühsam herleiten oder zehn Mal in meinen Unterlagen nachschlagen musste, waren mir in Fleisch und Blut übergegangen. Ich konnte Wege einschlagen, die ich in der Trilogie nicht gehen konnte. „Die Lehre des Sanzibor“ zu schreiben, war eindeutig das Leichtestes an der Veröffentlichung. 

Es dauerte auch eine ganze Weile, bis mir der Gedanke dämmerte, dass ich die Trilogie, so wie sie war, nicht veröffentlichen wollte. Die ersten beiden Teile habe ich ungelogen zwanzig Mal überarbeitet und sie wurden sogar schon von Testlesern inspiziert. Aber je länger ich mich mit der Materie des Schreibens und der Buchveröffentlichung beschäftigte, umso größer wurden meine Ansprüche und ich wusste irgendwann, dass ich mehr aus der Trilogie rausholen kann und will. Mit unendlich viel Arbeit. Aber ich hatte so intensiv auf die Buchveröffentlichung und das Selfpublishing hingearbeitet, ich wollte nicht noch ein Jahr oder mehr mit der Überarbeitung eines verschachtelten 380.000 Wörtern Fantasy Plots verbringen. Ich brauchte Abstand zu dem Projekt. Außerdem stößt man auf die ersten Stimmen, die einem dringend davon abraten, als Debüt den Auftakt eines Fantasy Mehrteilers zu veröffentlichen. Sicher funktioniert das für viele Autor:innen trotzdem, doch ich bin heilfroh, dass ich mich anders entschieden habe. Es war nichts destotrotz sehr wichtig für mich, die Trilogie zu einem runden Ende zu bringen, damit sie vollständig darauf warten kann, bis ihre Zeit gekommen ist.

„Die Lehre des Sanzibor“ ist mit 292 Seiten vergleichsweise kurz für eine High-Fantasy Geschichte und ich bin dafür sehr dankbar, denn schon das simple „noch mal sicherheitshalber alles durchlesen“ hätte für den ersten Teil der Trilogie doppelt so lange gedauert, vom Lektorat und Buchsatz mal ganz abgesehen. Es war auch so schon eine echte Herausforderung, neben einem anspruchsvollen Vollzeitjob, ein Buch zu veröffentlichen und den eigenen Ansprüchen irgendwie gerecht zu werden. Doch es hat unglaublich viel Spaß gemacht und ich werde es wieder tun.

Ich freue mich jetzt erst einmal sehr darauf, meine Erfahrungen als frisch veröffentliche Autorin zu sammeln, Leserstimmen zu hören, zu lernen und wieder Zeit fürs Schreiben zu finden. Das kam bei mir im letzten halben Jahr eindeutig zu kurz.

Sie ritten eine weite, flach abfallende Landschaft hinunter und in der Abenddämmerung konnten sie die Lichter einer Stadt erkennen. Und das Wahrzeichen Behemoths, das hinter den übrigen Gebäuden aufragte. Der Hexenturm. Der düstere Unheilbringer, der mit seiner tiefschwarzen Fassade und den geschwungenen Zinnen, die er wie eine Krone auf dem Haupt trug, einen unerbittlichen Schatten über die Stadt warf.

Die Lehre des Sanzibor – Eine Geschichte aus Gorrae
von Leslie Meilinger


Die Lehre des Sanzibor


Als ein wandernder Heiler in ihr Dorf kommt, sieht Georgianna ihre einzige Chance gekommen, sich ihren tiefsten Wunsch zu erfüllen. Trotz aller Widerstände tritt die junge Elfe ihre Lehre an und reist mit dem Heiler durch das Land Gorrae. Sie versteht schnell, dass ihr Meister von einem alten Geheimnis gegeißelt wird, das wenig mit den Heilkünsten zu tun hat und die beiden von den Kerkern der Hexenstadt Behemoth bis in die nördlichsten Gebirge führt. Um ihrer Reise kein jähes Ende zu bereiten, muss er sich einer unerbittlichen Wahrheit stellen und Georgianna erkennt, dass auch ein Heiler nicht jeder Verletzung gewachsen ist. Wie soll sie ihre aufkeimenden Gefühle für ihn einordnen? Und kann sie trotz Todesgefahr und aller Zweifel ihren Traum erfüllen und Heilerin werden?

Hörprobe aus „Die Lehre des Sanzibor – Eine Geschichte aus Gorrae“

Gelesen von der Autorin.

Georgianna richtete sich auf und verschränkte die schmerzenden Arme. Sie wollte eine patzige Antwort geben und drauf hinweisen, dass dies eine gute Gelegenheit gewesen wäre, um etwas am unzuverlässigen Ruf der wandernden Heiler zu ändern. Doch ihr wurde klar, dass sie ihn zum zweiten Mal an diesem Tag um einen Teil seines Lohns gebracht hatte.

Die Lehre des Sanzibor – Eine Geschichte aus Gorrae
von leslie Meilinger

Wie ich Ideen für mein Buch finde

Dieser Beitrag stammt aus einer Zeit vor meiner ersten Veröffentlichung, als ich am dritten Teil meiner Trilogie gearbeitet habe. Ich habe mich dazu entschlossen, ihn so zu lassen, wie er ist. Er wurde irgendwann 2019 geschrieben und 2020 hier hochgeladen.

Ich kann keine Geschichte am Computer planen, es kostet mich schon genug Nerven sie an einem zu schreiben. Dafür besitze ich einen ganzen Stapel Notizbücher. Außerdem habe ich seit zwei Jahren ein Whiteboard und davon möchte ich hier erzählen, weil mir damit bei Plot Problem die größten Durchbrüche gelingen. Das heißt, es geht hierbei nicht um den Plot eines gesamten Buches und das Finden einer Grundidee, sondern um größere Szenen oder mehrere Kapitel. Ich habe damit Teil drei meiner Fantasy Trilogie „über den Berg“ gebracht, als ich nach 150 Seiten eine heftige Schreibblockade hatte und sich Ratlosigkeit aufgrund der Handlung eingestellt hatte.
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung ob diese Methode überhaupt eine richtige Methode ist. Ich wurde schon darauf hingewiesen, dass „Drei-Spalten-Methode“ nicht sehr literarisch klingt. Auch „Lückenbüßer-Methode“ wurde nur belächelt. Also ist es bis jetzt noch eine namenlose Vorgehensweise.
Darum geht es:

Ich zeichne drei Spalten auf mein Whiteboard. Links und rechts eine schmälere und in der Mitte eine breitere. Für jede Seite benutze ich eine andere Farbe.
Dann überlege ich, was ist eigentlich mein Problem? Je länger ich darüber nachdenke, desto eher finde ich eine ganze Menge an Probleme. Die werden alle auf die linke Seite geschrieben.

Wie kommt Person A nach Ort B?
Weshalb spricht Person X plötzlich Person Y an?
Warum zum Teufel sollte es mitten im Sommer schneien?

So schwer so gut. Wenn man sich bewusst gemacht hat, woran es eigentlich hakt, dann hat man schon den halben Weg hinter sich. Oder in diesem Fall ein Drittel.
Ich schreibe all meine Fragen in diese linke Spalte, ungefiltert wie bei einem Brainstorming.
Dann mache ich mir klar, was ich unbedingt haben will und schreibe es in die rechte Spalte. Es muss zu diesem Zeitpunkt noch keinen Sinn ergeben.

Person A muss an dem Tag schlechte Laune haben!
Person Y muss am Ende des Festes eingeschlafen sein.
Die Plätzchenbäckerei fliegt am Ende in die Luft.

Seine Wünsche aufzuschreiben fällt da meist leichter. Mir kommen auch beim Aufschreiben schon neue Idee über Szenen, die ich gerne in dem Buch haben möchte und notiere sie ebenfalls untereinander. Dann kommt der schwierigste Teil: die mittlere Spalte.
Wie finde ich eine Lösung der Probleme in der linken Spalte und erfülle gleichzeitig all meine Wünsche in der rechten Spalte?

Person A muss mit einem Luftschiff reisen und wird auf der Reise derartig seekrank, dass sie sich permanent übergeben muss. Person X sieht den schlafenden Y am Ende des Sommerfestes in einer Hängematte dösen und weckt ihn gerade noch rechtzeitig, bevor das Luftschiff die Plätzchenbäckerei rammt und diese in die Luft fliegt. Kokosflocken und Mandelsplitter rieseln auf die flüchtenden Gäste und ein betagter Herr in einem vorbeifliegenden Wetterballon meldet einen heftigen Schneeschauer.

Dieses Beispiel ist natürlich nur eine kurze Variante und selten lassen sich für Fragen und Wünsche eins zu eins Lösungen finden. Aber ich denke, die Funktion der mittleren Spalte wird deutlich. Sie ist im Grunde die „Füllung“. Die kann man nicht erzwingen. Entweder sie kommt, oder sie kommt nicht. Mir geht es meist so, dass mir irgendwann eine einzige Sache einfällt und dann platzen alle Knoten. Eines führt zum anderen und dabei hilft es mir, alles auf dem Whiteboard im Blick zu haben, während ich die mittlere Spalte runterschreibe. Dabei sortiere ich auch noch keine Ideen aus, ich muss erst mal alles in meinem Kopf loswerden.
Dann lehne ich mich zurück und sehe mir das vollgeschmierte Board an. Das muss erst einmal sacken. Einen Tag später schaue ich mir die Mitte genauer an und ergänze oder streiche Dinge mit einer vierten Farbe. Der Feinschliff. Diesen Schritt muss man auch nicht auf dem Whiteboard machen, aber ich mag es, alles darauf im Blick zu haben. Ich muss nicht fünf Notizbücher durchblättern, ich habe fünf Kapitel auf einem Board.
Alles was aufgeschrieben ist, ist für mich optional. Wenn ich davon überzeugt bin, schreibe ich es. Wenn ich es später nicht mehr mag, ändere ich es.
Das ist eine Einstellung, die ich anfangs nicht hatte und die mich in tiefe Schreibblockaden gestürzt hat. Da hatte ich so viel Energie in eine bestimmte Szene gesteckt und jetzt passte sie einfach nicht zu meinem gewünschten Verlauf. Also habe ich mir Tag um Tag den Kopf zerbrochen, wie ich den Verlauf der Geschichte dieser Szene anpassen konnte. Das ist genau falsch herum, zumindest wenn man wirklich vom Verlauf der Geschichte überzeugt ist. Die Szene wird einfach umgeschrieben.
Nichts was ich geschrieben habe ist in Stein gemeißelt. Seltsamerweise habe ich wirklich lange gebraucht, um zu erkennen, wie wandelbar mein Text ist und wie viel leichter mir die Ausarbeitung meiner Ideen fällt, wenn ich auch schon geschriebene Kapitel meiner neuen Idee anpassen kann.
So wird aus einer Aneinanderreihung vieler Ideen, eine große zusammenhängende.
Und wie bei einem Paar Schuhe das eingelaufen werden muss, wird der Text besser, wenn man ihn wieder und wieder liest, hinterfragt und verbessert. Während des Überarbeitens ist meine Hemmschwelle überschüssige Textpassagen zu löschen erheblich gesunken und so ähnlich geht es mir mittlerweile beim Aussortieren schlechter oder überflüssiger Ideen, auch wenn sie so gut zum bisher vorhandenen Text passen. Natürlich kann ich mich nicht von allen Ideen trennen, aber ich habe gelernt, nicht alles in meine Geschichte hineinzustopfen, was gerade meine Begeisterung erweckt. Und wenn ich doch unbedingt eine Szene loswerden muss, obwohl ich weiß, dass sie nicht zum Verlauf der Geschichte passt?
Dann schreibe ich sie trotzdem. In ein leeres Dokument ohne Vergangenheit und Zukunft, einfach nur die Szene, die mir gerade Spaß macht.
Manchmal fällt es mir danach ganz leicht, mich von der Idee zu trennen, aber manchmal finde ich auch beim Schreiben einen Weg sie doch zu verwendenden. Es wäre toll, wenn es eine bessere Anleitung für gute Ideen gäbe, doch zumindest meine machen einfach was sie wollen.
Sie überfallen mich manchmal, wenn ich sie herbei zwinge und ein Whiteboard anstarre, aber sie kommen auch, wenn ich mir hundemüde die Zähne putzen will.
Ich kann sie nur ein wenig sortieren und ausarbeiten.



© Leslie Meilinger 2020

Wie ich mein Manuskript überarbeite

Dieser Blogartikel stammt aus einer Zeit vor meiner ersten Veröffentlichung, als es mir sehr geholfen hat über das Schreiben zu schreiben. Ich habe mich entschlossen, ihn so zu lassen, wie er war. Er wurde irgendwann 2019 geschrieben und Anfang 2020 hochgeladen.

Mittlerweile habe ich mit Sicherheit mehr Zeit in das Überarbeiten meiner Fantasy Trilogie investiert, als in das Schreiben. Es ist schließlich nicht einfach, die eigenen Fehler zu finden. Mir haben folgende Tipps und Vorgehensweisen dabei wirklich weitergeholfen und ich habe sogar Spaß daran gefunden.

Pause machen:
Nach einem oder mehreren Monaten Pause, liest sich der eigene Text, wie von einer anderen Person. Ich habe bemerkt, welche Wörter ich grundlos besonders gern benutzt habe. Netterweise gibt es in allen Schreibprogrammen eine Funktion, um sich bestimmte Wörter anzeigen zu lassen. Mein unterbewusstes Lieblingswort war zu dieser Zeit „fast“.
Er sah fast so aus …
Es roch fast wie …
Ich fühlte mich fast
Seit ich mir das bewusst gemacht habe, nehme ich dieses Füllwort bewusster war und kann mich schon beim Schreiben zurückhalten.
„Fast“ war übrigens dicht gefolgt von „vielleicht“.

Ausdrucken:
Meinen Text auszudrucken, hat mir einen größeren Überblick verschafft. Ich muss sagen, dass ich froh bin meine gesamte Geschichte einmal ausgedruckt und durchgearbeitet zu haben, mir diese Methode jedoch nicht für alle Arten der Überarbeitung gefällt. Es hat mir sehr geholfen, als ich meinen Anfang umschreiben wollte. In jedem Schreibratgeber bekommt man schließlich gesagt, dass der Anfang sitzen muss. Ergibt Sinn, dachte ich und habe mir mal nur die ersten Sätze angeschaut. Hätte ich als kritischer Lektor oder anspruchsvoller Leser weitergelesen? Hm, Nein.
Man gesteht sich sowas oft nur mit Zähneknirschen ein, doch wenn man sich direkt an die Fehlerbehebung setzt, ist es halb so schlimm. Die ersten vierzig Seiten wurden ausgedruckt und auf zweiundzwanzig Seiten runtergekürzt. Überflüssige Infos wurden entfernt und ich habe die Einstiegsszene spannender gestaltet.

Testleser:
Testleser können am besten objektiv beurteilen, wenn sie einen nicht schon kennen, seit man Dreirad fahren kann. Ich habe meine beiden Testleser in einer Facebookgruppe gefunden und bekam umfangreiches Feedback, das mich wirklich weitergebracht hat. Zum Beispiel wurde ich drauf aufmerksam gemacht, dass ich zu einem bestimmten Schema neige, wenn eine neue Szene beginnt. Erst kam die gesamte Raumbeschreibung, dann die wörtliche Rede. Auch das hat mir die Augen geöffnet, ich habe einiges umgeschrieben (an diesen Stellen wenig gelöscht, tatsächlich viel geschoben) und kann auch hier wieder beim Schreiben späterer Texte profitieren.
Ich bin der Meinung, dass mir das intensive Überarbeiten von Teil eins und zwei geholfen hat, die Rohfassung von Teil drei direkt in einer höheren Qualität zu verfassen.

Schreibkurse:
Ich habe sowohl einen Online-Schreibkurs gemacht, als auch an einem ganztägigen Vortrag an einer Hochschule teilgenommen. Es werden Dinge benannt, die einen unterbewusst zwar gestört haben, die man aber nie wirklich greifen konnte.
Manchmal braucht man einfach jemanden, der einem sagt: „Das ist Infodump. Lösch das.“ Oder :„Das hast du schon vor drei Seiten erwähnt. Lösch das.“ Und plötzlich fällt es einem wie Schuppen von den Augen. Ah, das ist Infodump. Deswegen stört mich diese Stelle.
Natürlich bemerkt man auch eine ganze Reihe Probleme, die einem vorher nicht als solche bewusst gewesen sind.

Buchmessen:
Mir persönlich hat der Besuch einer Buchmesse als Fachbesucher am meisten weitergeholfen. In Frankfurt war ich einen Tag, in Leipzig zwei Tage als Fachbesucher vor Ort und kann es nur empfehlen. Es werden allerlei Fachbegriffe erklärt, man kann Erfahrungsberichten von Autoren lauschen und erfährt andere allgemeine Dinge, die gut zu wissen sind. Es werden aber auch verschiedene Kurse angeboten, deren Inhalt sich konkreter an Neuautoren richtet. Man bekommt ein Gefühl dafür, welche Dinge gut ankommen und welche nicht. Außerdem fand ich es überwältigend, so intensiv in die Welt der Bücher einzutauchen und andere buchbegeisterte Menschen zu treffen. Mir hat es jedenfalls nach der Buchmesse in den Fingern gekribbelt, mich auf mein Manuskript zu stürzen und das Gelernte umzusetzen.

Lesen:
Das Überarbeiten bereitet mir so viel Freude, weil mir gute Texte einfach Spaß machen. Und den eigenen Text dabei zu begleiten, wie er immer besser wird, ist wunderbar.
Was man alles überarbeiten muss, hängt davon ab, wie weit man seine Geschichte schon geplant hat und wie erfahren man mit dem Schreiben ist. Wenn man irgendwelche umfangreichen, inhaltlichen Konflikte beseitigen muss, ist das kompliziert und frustrierend. Ich habe auch schon schlicht und einfach vergessen, dass bestimmte Dinge im Plot geschehen sind. Wenn ich mir mehrere Tage zum Überarbeiten nehme, dann lasse ich mir den ersten Tag zum Lesen frei und steige komplett neu in die Geschichte ein. Das hab ich besonders bei Teil drei benötigt, als es schon zwei ganze Bücher zu berücksichtigen gab. Beim Lesen mache ich mir oft Notizen, was ich noch verändern möchte, denn beim Überarbeiten kann man schnell einige Punkte aus den Augen verlieren. Man konzentriert sich auf die wörtliche Rede und vergisst ganz, dass man eigentlich auch nach den Füllwörtern schauen wollte. So kann man alle Dinge nacheinander machen und die Liste abarbeiten. Mir hilft die Liste aber auch, kleine Details in Erinnerung zu behalten. Wenn XY auf Seite sieben eine blaue Halskette trägt, weshalb nicht auf Seite vierhundert noch mal erwähnen, dass es so ist? Je nach Wichtigkeit der Information, mag ich diese Methode, um Details in der Geschichte zu vertiefen.

Kapitel:
Ein Punkt, den ich beim Überarbeiten nie mochte, war die Kapiteleinteilung. Ich bin selbst schuld daran, denn ich plane nicht in Kapiteln und schreibe auch nicht so. Es ist allerdings eine Menge Aufwand, die Kapitel nachträglich hinzuzufügen. Sie müssen halbwegs gleichmäßig sitzen und der Fließtext muss am Anfang und Ende des Kapitels umgeschrieben werden. Wenn es zu eurem Schreibstil passt, dann empfehle ich, die Kapitel direkt beim Schreiben zu setzen oder sie zumindest einzuplanen. Ich habe mir vorgenommen, das für mein nächstes Projekt mal auszuprobieren.



© Leslie Meilinger 2020