Dieser Blogartikel stammt aus einer Zeit vor meiner ersten Veröffentlichung, als es mir sehr geholfen hat über das Schreiben zu schreiben. Ich habe mich entschlossen, ihn so zu lassen, wie er war. Er wurde irgendwann 2019 geschrieben und Anfang 2020 hochgeladen.

Mittlerweile habe ich mit Sicherheit mehr Zeit in das Überarbeiten meiner Fantasy Trilogie investiert, als in das Schreiben. Es ist schließlich nicht einfach, die eigenen Fehler zu finden. Mir haben folgende Tipps und Vorgehensweisen dabei wirklich weitergeholfen und ich habe sogar Spaß daran gefunden.

Pause machen:
Nach einem oder mehreren Monaten Pause, liest sich der eigene Text, wie von einer anderen Person. Ich habe bemerkt, welche Wörter ich grundlos besonders gern benutzt habe. Netterweise gibt es in allen Schreibprogrammen eine Funktion, um sich bestimmte Wörter anzeigen zu lassen. Mein unterbewusstes Lieblingswort war zu dieser Zeit „fast“.
Er sah fast so aus …
Es roch fast wie …
Ich fühlte mich fast
Seit ich mir das bewusst gemacht habe, nehme ich dieses Füllwort bewusster war und kann mich schon beim Schreiben zurückhalten.
„Fast“ war übrigens dicht gefolgt von „vielleicht“.

Ausdrucken:
Meinen Text auszudrucken, hat mir einen größeren Überblick verschafft. Ich muss sagen, dass ich froh bin meine gesamte Geschichte einmal ausgedruckt und durchgearbeitet zu haben, mir diese Methode jedoch nicht für alle Arten der Überarbeitung gefällt. Es hat mir sehr geholfen, als ich meinen Anfang umschreiben wollte. In jedem Schreibratgeber bekommt man schließlich gesagt, dass der Anfang sitzen muss. Ergibt Sinn, dachte ich und habe mir mal nur die ersten Sätze angeschaut. Hätte ich als kritischer Lektor oder anspruchsvoller Leser weitergelesen? Hm, Nein.
Man gesteht sich sowas oft nur mit Zähneknirschen ein, doch wenn man sich direkt an die Fehlerbehebung setzt, ist es halb so schlimm. Die ersten vierzig Seiten wurden ausgedruckt und auf zweiundzwanzig Seiten runtergekürzt. Überflüssige Infos wurden entfernt und ich habe die Einstiegsszene spannender gestaltet.

Testleser:
Testleser können am besten objektiv beurteilen, wenn sie einen nicht schon kennen, seit man Dreirad fahren kann. Ich habe meine beiden Testleser in einer Facebookgruppe gefunden und bekam umfangreiches Feedback, das mich wirklich weitergebracht hat. Zum Beispiel wurde ich drauf aufmerksam gemacht, dass ich zu einem bestimmten Schema neige, wenn eine neue Szene beginnt. Erst kam die gesamte Raumbeschreibung, dann die wörtliche Rede. Auch das hat mir die Augen geöffnet, ich habe einiges umgeschrieben (an diesen Stellen wenig gelöscht, tatsächlich viel geschoben) und kann auch hier wieder beim Schreiben späterer Texte profitieren.
Ich bin der Meinung, dass mir das intensive Überarbeiten von Teil eins und zwei geholfen hat, die Rohfassung von Teil drei direkt in einer höheren Qualität zu verfassen.

Schreibkurse:
Ich habe sowohl einen Online-Schreibkurs gemacht, als auch an einem ganztägigen Vortrag an einer Hochschule teilgenommen. Es werden Dinge benannt, die einen unterbewusst zwar gestört haben, die man aber nie wirklich greifen konnte.
Manchmal braucht man einfach jemanden, der einem sagt: „Das ist Infodump. Lösch das.“ Oder :„Das hast du schon vor drei Seiten erwähnt. Lösch das.“ Und plötzlich fällt es einem wie Schuppen von den Augen. Ah, das ist Infodump. Deswegen stört mich diese Stelle.
Natürlich bemerkt man auch eine ganze Reihe Probleme, die einem vorher nicht als solche bewusst gewesen sind.

Buchmessen:
Mir persönlich hat der Besuch einer Buchmesse als Fachbesucher am meisten weitergeholfen. In Frankfurt war ich einen Tag, in Leipzig zwei Tage als Fachbesucher vor Ort und kann es nur empfehlen. Es werden allerlei Fachbegriffe erklärt, man kann Erfahrungsberichten von Autoren lauschen und erfährt andere allgemeine Dinge, die gut zu wissen sind. Es werden aber auch verschiedene Kurse angeboten, deren Inhalt sich konkreter an Neuautoren richtet. Man bekommt ein Gefühl dafür, welche Dinge gut ankommen und welche nicht. Außerdem fand ich es überwältigend, so intensiv in die Welt der Bücher einzutauchen und andere buchbegeisterte Menschen zu treffen. Mir hat es jedenfalls nach der Buchmesse in den Fingern gekribbelt, mich auf mein Manuskript zu stürzen und das Gelernte umzusetzen.

Lesen:
Das Überarbeiten bereitet mir so viel Freude, weil mir gute Texte einfach Spaß machen. Und den eigenen Text dabei zu begleiten, wie er immer besser wird, ist wunderbar.
Was man alles überarbeiten muss, hängt davon ab, wie weit man seine Geschichte schon geplant hat und wie erfahren man mit dem Schreiben ist. Wenn man irgendwelche umfangreichen, inhaltlichen Konflikte beseitigen muss, ist das kompliziert und frustrierend. Ich habe auch schon schlicht und einfach vergessen, dass bestimmte Dinge im Plot geschehen sind. Wenn ich mir mehrere Tage zum Überarbeiten nehme, dann lasse ich mir den ersten Tag zum Lesen frei und steige komplett neu in die Geschichte ein. Das hab ich besonders bei Teil drei benötigt, als es schon zwei ganze Bücher zu berücksichtigen gab. Beim Lesen mache ich mir oft Notizen, was ich noch verändern möchte, denn beim Überarbeiten kann man schnell einige Punkte aus den Augen verlieren. Man konzentriert sich auf die wörtliche Rede und vergisst ganz, dass man eigentlich auch nach den Füllwörtern schauen wollte. So kann man alle Dinge nacheinander machen und die Liste abarbeiten. Mir hilft die Liste aber auch, kleine Details in Erinnerung zu behalten. Wenn XY auf Seite sieben eine blaue Halskette trägt, weshalb nicht auf Seite vierhundert noch mal erwähnen, dass es so ist? Je nach Wichtigkeit der Information, mag ich diese Methode, um Details in der Geschichte zu vertiefen.

Kapitel:
Ein Punkt, den ich beim Überarbeiten nie mochte, war die Kapiteleinteilung. Ich bin selbst schuld daran, denn ich plane nicht in Kapiteln und schreibe auch nicht so. Es ist allerdings eine Menge Aufwand, die Kapitel nachträglich hinzuzufügen. Sie müssen halbwegs gleichmäßig sitzen und der Fließtext muss am Anfang und Ende des Kapitels umgeschrieben werden. Wenn es zu eurem Schreibstil passt, dann empfehle ich, die Kapitel direkt beim Schreiben zu setzen oder sie zumindest einzuplanen. Ich habe mir vorgenommen, das für mein nächstes Projekt mal auszuprobieren.



© Leslie Meilinger 2020